«Wir leisten einen wichtigen Beitrag zum Überleben der Menschheit»
Martin Jucker und Stefan Bächli setzen auf dem Bächlihof, einem Betrieb der Jucker Farm, alles daran, Kreisläufe zu schliessen und die negativen Folgen der Landwirtschaft auf die Umwelt und das Klima zu vermindern. Durch regenerative Landwirtschaft bauen sie Humus auf, verwenden Pflanzenkohle und speichern so grosse Mengen CO2 langfristig im Boden. Emissionen werden laufend reduziert, da regionale Kreisläufe konsequent beachtet werden. Deshalb haben sich die beiden für den Prix Climat beworben, einer Preisverleihung der Klima-Allianz für innovative und klimafreundliche Landwirt:innen.
Auf über 150 Hektaren, die auf vier Betriebe der Juckerfarm aufgeteilt sind, wird regenerative Landwirtschaft mit Obst-, Gemüse- und Ackerbau betrieben. Um die rund 600 Produkte herzustellen werden 80 verschiedene Kulturen und Sorten angepflanzt, wovon gut ein Drittel unterschiedliche Apfelsorten sind. Die Landwirte setzen beim Anbau auf Diversität – eine Strategie welche die Landwirtschaft resilienter und anpassungsfähiger an die fortschreitende Klimaerhitzung macht.
Martin Jucker hat sich schon früh gegen die zunehmenden Qualitätsvorgaben von Grossabnehmer:innen gesträubt. Anstatt in eine neue Sortiermaschiene zu investieren, die noch mehr Äpfel aufgrund der äusserlichen Erscheinung aussortiert, entschied er sich, das Produktionssystem zu überdenken. «Es geht um mehr als das Aussehen der Nahrungsmittel. Ihr Nährstoffgehalt, geschlossene Kreisläufe und die Gesundheit des Bodens, auf dem sie gewachsen sind, stellen viel wichtigere Faktoren dar. Bei der regenerativen Landwirtschaft zählen die inneren Werte», erklärt Jucker.
Produktion, Verarbeitung und Vermarktung geschehen am gleichen Ort, wodurch auch die Wertschöpfung bei den Produzenten bleibt. Suppe aus zu kleinen oder zu grossen Kürbissen wird vor Ort zur «besten Kürbissuppe der Welt» verarbeitet, welche in wiederverwendbaren Glasbehältern verkauft wird. So liefert der Hof einen wertvollen Beitrag gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. In der Schweiz geht im Schnitt jedes dritte Lebensmittel zwischen Feld und Teller verloren oder wird verschwendet – mit weitreichenden Auswirkungen auf Klima und Umwelt (foodwaste.ch). 13% der Lebensmittelverluste gehen auf die Landwirtschaft zurück, 27% fallen in der Verarbeitung der Lebensmittel an (BAFU, 2021).
Die wenigen Tiere des Hofes werden eingesetzt, um den Humusaufbau auf den Feldern zu fördern. So kann auf schwere Maschinen verzichtet werden, was den Boden schont und Humusaufbau begünstigt. Die Tiere unterstützen die Landwirt:innen bei der Arbeit und werden nicht nur zur Aufzucht gehalten. So laufen die Hühner oder auch die Schweine des Bächlihofes im Obstbau frei herum. Dadurch lockern sie nicht nur den Boden auf, sondern dienen den Bäumen auch als natürlicher Schutz vor Insekten. Auf den Einsatz von Hackgeräten und Herbiziden kann somit verzichtet werden, erklärt Stefan Bächli.
Auch der Einsatz von Pflanzenkohle ist ein wichtiges Element ihres regenerativen Ansatzes. Sie unterstützt als Futterzusatz die Tierverdauung und gelangt schliesslich als Nährstoffträger ins Feld. Die verkohlten Pflanzenteile fördern Bodenfruchtbarkeit, absorbieren und speichern Regenwasser und sind kaum abbaubar. Sie verbleiben über hunderte von Jahren im Boden. «Mit einem Kilo Pflanzekohle im Boden können wir 3 Kilo CO2-Äquivalent langfristig der Atmosphäre entziehen. Damit kann die Landwirtschaft einen grossen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerhitzung leisten», erklärt Martin Jucker.
Neben Martin Jucker und Stefan Bächli präsentieren 5 weitere Finalist:innen ihre Ansätze im Rahmen des Prix Climat. Wer mit seinem/ihrem innovativen Ansatz am meisten überzeugt, zeigt sich im März 2022: Dann nämlich kürt die ganze Schweiz mittels Online Voting und eine Fachjury an einer Preisverleihung den/die Gewinner:in mit dem Prix Climat.
Die beiden Landwirte sind überzeugt, dass ihr Ansatz einen entscheidenden Beitrag zum Überleben der Menschheit leisten kann. «Wir beweisen, dass innovative, unabhängige Landwirtschaft, auf Grundlage der natürlichen Kreisläufe langfristigen gesellschaftlichen Mehrwert bietet», erklärt Martin Jucker abschliessend.